Etwa 100 Besucher kamen gestern Abend zum 32. Hamborner Hospizgespräch „Patient ohne Verfügung – Übertherapie am Lebensende“ zu dem die Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. Dr. Matthias Thöns eingeladen hatte.
Dr. Thöns ist derzeit ein in allen Medien sehr gefragter Mediziner in Deutschland. In seinem Bestseller „Patient ohne Verfügung – das Geschäft mit dem Lebensende“ zeigt er auf, warum alte, schwerstkranke sterbende Menschen in deutschen Kliniken aufwendige und kostenintensive Behandlungsmethoden erhalten, selbst wenn kein Therapieerfolg zu erwarten ist. Und da es eine große Sorge vieler Menschen ist, am Lebensende qualvoll lange an Maschinen angeschlossen zu sein, waren viele Menschen der Einladung gefolgt zu hören, was Dr. Thöns berichten würde.
Das Thema „Übertherapie am Lebensende“ zu dem er viele Beispiele nennen konnte, ist ein internationales Thema und hochaktuell, und dass dahinter finanzielle Interessen liegen, wurde sehr schnell deutlich. Anders ist es aus Dr. Thöns Sicht nicht zu erklären, dass einige Therapien durchgeführt werden, obwohl sie keinen Nutzen mehr bringen, sondern im Gegenteil unter Umständen das Leiden am Lebensende vergrößern. Dr. Thöns erzählte berührende Beispiele von Menschen mit Tumorerkrankungen, die belastende Chemotherapien erhalten, weil der Patient „nach jedem Strohhalm greift und glaubt geheilt zu werden“ obwohl dies diagnostisch bereits gesichert nicht geschehen wird. Zu viele Chemotherapien, zu viele Operationen, zu viele Herzkatheter – „Warum machen wir Ärzte das?“ fragte er berechtigter Weise. Und er zeigte auf, dass häufig finanzielle Interessen von Pharmafirmen, Krankenhausträgern aber auch von eigenen Kollegen dahinter stehen. Seine Informationen waren teilweise schwer verdaulich und doch schaffte Dr. Thöns es mit an passenden Stellen eingefügtem Humor und leichter Ironie, das Publikum durch diese Tatsachen zu geleiten.
Seine Aufforderung ist klar. Der gut aufgeklärte Patient kann zum Ende besser gehen. Ehrliche offene Gespräche sind notwendig, ebenso wie eine gute palliative und hospizliche Versorgung und Begleitung. Und nicht zuletzt auch eine Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung sowie Angehörige, die im Bedarfsfall darauf hinweisen, dass entgegen den Willen durchgeführte Therapien Behandlungsfehler sind. Die Einzelschicksale, von denen Dr. Thöns berichtet, sollen bewegen. Er möchte etwas verändern, möchte aufklären und er möchte Ärzten und Pflegenden Mut machen sich gegen die finanziellen Interessen zu stellen. Die Gäste des Hamborner Hospizgespräches waren trotz der späten Uhrzeit hellwach und beeindruckt von diesem berührenden und informativen Abend und mancher nutzte die Gelegenheit direkt Kontakt zur Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. aufzunehmen.