Angefangen hat alles sehr klein, im Wohnzimmer der Eheleute Jones auf der Buschstraße. Dort kamen ab Februar 1991 monatlich etwa 12 Leute zu einer „Hospizinitiative Duisburg-Nord“ zusammen. Bald stand fest: Wir versuchen es in Hamborn. Die eigentliche Geburt der Hospizbewegung geschah im „Heiligen Geist“. So heißt eine traditionsreiche Kneipe an der Abteikirche in Hamborn. Am 3. Oktober 1991 gründete sich dort die Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V.
Es war der reine und glückliche Zufall, dass zur gleichen Zeit die Malteser Werke, Köln, Pläne hatten, in Hamborn, am St. Johannes-Hospital, ein Hospiz zu bauen. Aus diesen Plänen ist nichts geworden, aber die Malteser erfuhren von unserer Existenz und nahmen Kontakt mit uns auf. Wir freuten uns über dieses Engagement in Hamborn und arbeiteten seitdem gemeinsam an der Verwirklichung der Hospizidee.
Diese Idee fand in Hamborn gute Zustimmung. Die Zahl unserer Mitglieder wuchs schnell. Nach 2 Jahren waren es schon über 200. Wir wollten damals nicht auf einen Neubau warten, sondern mit einem Hausbetreuungsdienst anfangen. Dafür suchten wir in Hamborn eine größere Wohnung. Bei dieser Suche fanden wir im Oktober 1992 die Räume für ein stationäres Hospiz im Rathauszentrum auf der Schreckerstrasse: zwölf im Bau befindliche Wohnungen um einen kleinen Innenhof. Dort ist mit unserer Zusammenarbeit das Malteser Hospiz St. Raphael entstanden.
Dieses stationäre Hospiz haben wir mit aufgebaut, außen und innen, wir haben es finanziell, ideell und personell unterstützt, wir haben Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinzugewonnen, motiviert und mit ausgebildet. Wir haben an vielen Stellen die Atmosphäre mitgeprägt, und wir haben, was besonders wichtig war, das Hospiz bei der Bevölkerung bekannt gemacht, und für einen hohen Grad an Akzeptanz gesorgt. Wir haben es „geerdet“. Das war eine Zeit guter und effektiver Zusammenarbeit zwischen den beiden Initiativen Malteser Werke als Träger und der Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V.. Im August 1995 kam dann, für uns völlig überraschend, die Nachricht der Malteser, dass sie den Standort Hamborn aus finanziellen Gründen aufgeben und mit dem Hospiz in den Süden der Stadt, auf das Gelände des Malteserkrankenhauses St. Anna, ziehen.
Wir selbst haben uns auf einer Mitgliederversammlung am 26. Feb. 1996 entschieden, nicht mit zum Süden zu ziehen, sondern im Norden zu bleiben und die ambulante Hospizarbeit mit einem eigenen Hausbetreuungsdienst in Hamborn beizubehalten. Dort waren und sind wir ab dem 23. Mai 1997 ausschließlich mit unserem ambulanten Hausbetreuungsdienst tätig. Für diese Entscheidung gab es mehrere Gründe. Einer von ihnen war die Tatsache, dass der Norden der Stadt in vieler Hinsicht, was die Lebensqualität angeht, gegenüber dem Süden benachteiligt ist. Weil wir wussten, dass zur Lebensqualität auch die Sterbequalität gehört, wollten wir hier bleiben.
Unsere Neuorientierung machte es notwendig, einen neuen Standort zu suchen. Diesen fanden wir zunächst im ehemaligen Pfarrhaus der Gemeinde St. Joseph auf der Beecker Str. 230 in Hamborn. Dort begannen wir am 23. Mai 1997 mit einem eigenen Hausbetreuungsdienst. Ein solcher Dienst ist nicht eine Ersatzform der Hospizarbeit sondern in ihm geschieht die wesentliche und vorrangige Verwirklichung der Hospizidee. Es galt und gilt der Grundsatz: ambulant vor stationär.
Die erste Koordinatorin unserer Hospizarbeit war Frau Martina Kay. Sie war vom 1.1.97 bis zum 30.6.99 hauptamtlich mit einer halben Stelle bei uns angestellt. Da wir die Erfahrung machten, dass für die Begleitung auch palliativ-pflegerische Kompetenz notwendig ist, schlossen wir vom 5.06.1998 bis 29. 02. 2020 mit dem Caritasverband für die Stadt Duisburg einen Kooperationsvertrag ab. Auf Grundlage dieses Vertrages stellten wir in diesem Zeitraum über den Caritasverband unsere ambulanten Hospizschwestern ein, d.h. zunächst ab dem 01.06.98 Frau Birgit Hanhart und am 01.07.99 Frau Eva Obermann. Frau Obermann hat die Aufgabe der Koordinatorin übernommen. Die beiden ausgebildete Krankenschwestern brachten durch ihre Arbeit im stationären Hospiz eine Menge Hospizerfahrung mit und eine Zusatzausbildung in palliativer Pflege. Durch die Einstellung und das Engagement der beiden Hospizschwestern gab es einen deutlichen Aufschwung in unserer Arbeit. Sie begannen damit unsere Arbeit mit anderen Einrichtungen zu vernetzen und hielten guten Kontakt mit den Sozialstationen, den Krankenhäusern und den Hausärzten.
Die Zahl unserer Mitglieder, der Anfragen und der Begleitungen ist in den Jahren ständig und stetig gewachsen. Mitgewachsen ist auch die Verwaltungsarbeit. Die Hospizarbeit ist erwachsen geworden und hat sich mehr institutionalisiert. Bereits vorher sahen wir auf Grund der Entwicklungen und Veränderungen die Notwendigkeit, eine 3. hauptamtliche Kraft einzustellen. Schon am 1.2. 2005 wurde von uns die Diplom-Pädagogin Andrea Braun-Falco angestellt. Sie bringt mit ihren beruflichen Erfahrungen als Krankenschwester, Diplom-Sozialarbeiterin und Diplompädagogin vielfältige Kompetenzen in die Hospizbewegung ein und arbeitet u.a. in der Aus- und Fortbildung der Ehrenamtlichen, in der Trauerarbeit, Patientenverfügungsberatung und der Öffentlichkeitsarbeit. Die Aufgabenfelder von Frau Braun-Falco weiteten sich im Laufe der Zeit immer weiter aus – seit Januar 2007 ist sie daher unsere Geschäftsführerin.
Nach 10jähriger intensiver Mitarbeit verabschiedeten wir Birgit Hanhart Ende Januar 2009 in den Vorruhestand. Gleichzeitig übernahm Anita Scholten deren Aufgaben der Begleitung und Beratung im Hausbetreuungsdienst. Anita Scholten ist Altenpflegerin mit palliativer Weiterbildung und für ihre neuen Aufgaben als Hospizschwester und Koordinatorin durch ihre bisherigen beruflichen Tätigkeiten und Fortbildungen sehr gut qualifiziert. Mehr als 18 Jahre war Eva Obermann mit großem Engagement für die Hospizbewegung in Duisburg tätig und bereits seit 1992 mit ihr durch Teilnahme am ersten Vorbereitungskurs für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen verbunden. So wurde sie mit viel Dankbarkeit für ihre intensiven Einsatz und ihre langjährige Treue in ihren Ruhestand verabschiedet und zum 1. Juli 2017 Helga Jochem-Balshüsemann als neue Koordinatorin und Hospizschwester eingestellt. Helga Jochem-Balshüsemann war bis dahin bereits 14 Jahre ehrenamtlich in der Hospizbewegung in der häuslichen Begleitung tätig, und bringt zudem als Altenpflegerin palliativ care vielfältige Erfahrungen aus der ambulanten und stationären Pflege und Palliativpflege in die Hospizbewegung ein.
Wichtig aber ist – Hospizarbeit ist ohne das Engagement ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer nicht möglich und nicht denkbar. Das ist nicht etwa nur so, weil die Ehrenamtlichen kostenfrei oder kostengünstig arbeiten, sondern es ist vor allem so, weil sie neben ihrer Zeit das einbringen, was für Hospizarbeit wesentlich ist: warmherzige Freundlichkeit, Herzlichkeit und Mitmenschlichkeit. In der Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. sind etwa 100 Ehrenamtliche tätig. Sie arbeiten in verschiedenen Bereichen. Für die häusliche Begleitung stehen uns meist um 50 Ehrenamtliche zur Verfügung. Sie alle wurden für ihre Aufgaben besonders vorbereitet. So haben wir 2021 bereits den 22. Vorbereitungskurs für Ehrenamtliche abgeschlossen. Bei diesen jährlich stattfindenden Kursen geht es weniger um Vermittlung von theoretischen Kenntnissen als um Ermutigung, Selbsterfahrung und Hilfen für die Gesprächsführung in den Begleitungen.
Eine weitere wichtige Initiative war bis Ende 2013 unser Hospiz-Café. Alle die in irgendeiner Weise mit unserer Arbeit zu tun hatten, kamen zu einem gemütlichen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen zusammen. Da trafen sich Patienten, Angehörige, Hauptamtliche und Ehrenamtliche. Es gab Austausch von Gedanken und Erfahrungen. An Stelle dessen ist aber im Laufe der Jahre die Trauerbegleitung immer wichtiger geworden. Wir leisten sie auf verschiedene Weisen und auf mehreren Ebenen. So gibt es neben individuellen Gesprächen vor allem ein Trauercafé und ein Trauerfrühstück. Im Trauercafé können sich die Betroffenen einmal monatlich sonntagnachmittags treffen, beim Frühstück einmal monatlich freitags, was besonders alleinstehenden Trauernden sehr gut tut. Auch findet zumeist einmal jährlich über ein Kochkurs für trauernde Menschen statt.
Fast seit Anbeginn unserer Hospizarbeit gibt es bei uns eine Bastelgruppe. Etwa 10 Frauen treffen sich regelmäßig und basteln Gegenstände, die dann bei Gemeinde- und Stadtteilfesten zum Verkauf angeboten werden, wodurch die Hospizarbeit sehr unterstützt und bekannt wird.
Die Hospizbewegung hat neben der Begleitung der Kranken und Angehörigen auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Sie arbeitet daran, einen anderen, menschlicheren Umgang mit dem Sterben, dem Tod und der Trauer in unserer Gesellschaft zu fördern. Diesem Anliegen dienen auch viele Veranstaltungen und Vorträge, mit denen wir die Hospizidee bekannt machen. Gerne besuchen wir in diesem Zusammenhang Schulen und halten im Rahmen von Religionsunterricht und Philosophieunterricht Unterrichtseinheiten rund um die Themen Sterben, Tod und Trauer ab. Zudem führen wir auf Anfrage im Rahmen von verschiedenen Fortbildungsangeboten für Pflegende sowie in unterschiedlichen Einrichtungen der Altenhilfe und Behindertenhilfe für dortige MitarbeiterInnen kleine Fortbildungseinheiten durch. Bereits seit 1998 gibt es zudem unsere Hamborner Hospiz-Gespräche. Die Themen dieser Gespräche liegen immer im Bereich unserer Hospizarbeit. Darüber hinaus informieren wir unsere Mitglieder und alle Interessierten regelmäßig über den Stand und den Fortgang unserer Arbeit. Sie erhalten zweimal im Jahr unsere Informationsschrift Hospiz – Aktuell zugeschickt.
Auch die Anforderungen an die Hospizarbeit entwickeln sich weiter, hin zu einer vernetzteren ambulanten hospizlichen und palliativen Versorgung. Unsere Begleitung in der häuslichen Umgebung schließen inzwischen viele Besuche in Einrichtungen der stationären Altenhilfe mit ein. Wir arbeiten eng mit diesen Einrichtungen zusammen, um gelingende Begleitungen und hospizlich palliative Versorgung für die Bewohner zu ermöglichen. Um diesen Anforderungen Rechnung zu tragen, schlossen wir im Laufe der vergangenen Jahre mehrere Kooperationen ab. So besteht seit 2013 eine Kooperation mit der Evangelischen Altenhilfe Duisburg GmbH, seit 2016 eine Kooperation mit Seniorenzentren der Sana-Kliniken – somit seit Juli 2021 Seniorencentren der Casa Mia – sowie seit 2016 eine Kooperation mit der AWOcura gGmbH und seit 2018 mit der Wohnstätte Kettelerheim der Albert-Schweitzer-Einrichtungen für Behinderte gGmbH. Auch die ambulante hospizlich-palliative Versorgung in ganz Duisburg steht auf stabilen Füssen. Gemeinsam mit verschiedenen Akteuren der ambulanten und stationären Versorgung von Menschen am Lebensende arbeiten wir im Initiativkreis Palliativversorgung und Hospizkultur in der Stadt Duisburg daran mit, alle Akteure zu vernetzen und die Versorgung und Begleitung von Sterbenden und ihren Angehörigen in ganz Duisburg zu sichern. Neben der allgemeinen ambulanten palliativen Versorgung (AAPV) wird auch die Spezialisierte ambulante palliative Versorgung (SAPV) medizinisch und pflegerisch durchführt. Sie ermöglicht vielen schwerstkranken Menschen das, was ihnen wichtig ist: ein Verbleiben im eigenen häuslichen Umfeld bis zum Schluß. Ein wesentlicher Anteil neben dieser palliativen medizinischen uind pflegerischen Versorgung ist dabei die hospizliche Begleitung sowohl des Sterbenden als auch seiner Angehröigen und Zugehörigen. Die Hospizbewegung kooperiert aus diesem Grund seit 2016 mit der Palliativ Care Duisburg eG, die als erste in Duisburg SAPV anboten. Durch die vielen intensiven gemeinschaftlichen Begleitungen und die gute Zusammenarbeit im Rahmen dieser ambulanten SAPV bestehen seit 2019 eine Kooperation mit medidoc GmbH Ambulanten Pflegedienst und seit 2020 eine Kooperation mit Die Pflege Ambulanter Pflegedienst GmbH. Seit Juli 2021 besteht zudem eine Kooperation mit SAPV Rhein-Ruhr GmbH. Seit Beginn 2017 sind im Rahmen einer Kooperation zudem Begleitungen während des Krankenhausaufenthaltes beim HELIOS Klinikum Duisburg GmbH möglich.
ursprüngliche Fassung Josef Schmitz 2001 –
überarbeitete und aktualisierte Fassung: Juli 2021 Andrea Braun-Falco